Die jahrtausendealte Grenzlinie der Lafnitz hatte bereits in der Römerzeit große Bedeutung und bildet noch heute zwischen den Ortschaften Lafnitz und Fürstenfeld die Grenze zwischen den Bundesländern Steiermark und Burgenland. Gerade diesem Abschnitt (Lauflänge von ~ 63 Km) ist besonders aus naturräumlicher und flussmorphologischer Sicht höchste Bedeutung beizumessen.
Das Quellgebiet befindet sich im so genannten Lafnitzeck in den Hochlagen zwischen dem Wechsel- und Masenbergmassiv. Nach seinem Austritt aus dem kristallinen Grundgebirge setzt der Dammuferfluss seinen Lauf in tertiären Aufschotterungen als immer stärker mäandrierender Fluss bis ins Tiefland der Raab fort und fließt zum größten Teil im illyrieschen Flach- und Hügelland. Ab St. Gotthard in Ungarn ist die Lafnitz Teil der Raab, gelangt mit ihr in die Donau und schließlich ins Schwarze Meer. Der Fluss, dessen gesamte Laufstrecke in Österreich 110 Flusskilometer beträgt - davon haben 11 km Wildbachcharakter - bildete in der Vergangenheit in mehreren Bereichen Verzweigungsstrecken, die deutliche Übergänge zu Flussmäandern zeigten. Teile der ehemaligen Mäanderlandschaft sind heute, insbesondere südlich des Ortes Lafnitz, zwischen Burgau und Hackerberg, im Bereich des Naturschutzgebietes Lafnitz-Stögersbachmündung und im Gemeindegebiet von Rudersdorf, am Rand des Ledergassler Waldes nördlich von Fürstenfeld, erhalten geblieben.
Eine Renaturierung regulierungsgeschädigter, ehemals verzweigter Flüsse als deutliche Bereicherung dieser Ökosysteme wird europaweit begrüßt, lässt sich aber kaum oder nur unter großem finanziellen Einsatz durchführen. An der Lafnitz existieren noch zahlreiche natürliche oder naturnah verbliebene Strecken, die als Vorbild für Renaturierungen und Revitalisierungen dienen können. Ihr Anteil am Gesamtbestand der Lafnitz im Untersuchungsgebiet beläuft sich auf mehr als drei Viertel der Fließstrecke. Der Fluss weist im oberen Fließabschnitt bis Rohrbach die Güteklasse I-II auf, geht jedoch aufgrund allgemeiner Nährstoffanreicherung in Güteklasse II über . Kleinere Erlen- und Grauweidenbestände sind Reste der ehemaligen Sumpfwälder aus der Zeit vor der Kulturnahme durch den Menschen. Sämtliche Großseggenrieder und der überwiegende Teil der Feuchtwiesen werden heute nicht mehr genutzt. Das Ausbleiben der Mahd hat dazu geführt, dass die natürliche Vegetation von nährstoffliebenden Hochstauden verdrängt wurde. Größere Gehölzflächen (Auwälder) finden sich einerseits im Süden bei Rudersdorf und auf halber Strecke zwischen Fürstenfeld und Bierbaum, andererseits, in gehäufterer und großflächigerer Form zwischen Neudau und Wörth, nördlich von Wörth und zwischen Wörtherberg und Wolfau im bestehenden Naturschutzgebiet Lafnitz-Stögersbachmündung. Es dominieren Erlenaltbestände; vereinzelt finden sich noch Bruchweiden (Salix fragilis). Die Gehölzinseln der Tallandschaft zwischen Burgau und Neudau werden von Grauweidengebüschen aufgebaut, die diesem Talabschnitt in Verbindung mit den Wiesen einen parkähnlichen Charakter verleihen. Durch die Flussregulierung wurde in den ehemaligen arten- und individuenreichen Auwäldern ein gleichsam statischer Zustand erreicht.
Bedingt durch Bodenreifung wandelte sich das Pflanzenkleid der Aue und Wiesenbewirtschaftung wurde im gesamten Talquerschnitt möglich. Trotzdem konnten Teile einer ursprünglichen Aue und Flächen mit traditioneller landwirtschaftlicher Nutzung abschnittsweise erhalten bleiben. Nur wenige Quadratmeter umfasst der vom Pfeifengras (Molinia caerulea) dominierte Pflanzenbestand einer gut ausgebildeten und trotz fehlender Mahd in manchen Bereichen nur gering verbrachten Pfeifengras-Streuwiese. Der Standort unterscheidet sich durch seine gute Wasserversorgung wesentlich von den höher und trockener gelegenen Mähwiesen. Das starke Auftreten von Feuchtigkeitszeigern lässt auf hohe Frühjahrsfeuchtigkeit des Bodens schließen. Dies ist der artenreichste Pflanzenbestand des Lafnitztales mit einem hohen Prozentsatz an geschützten und regional gefährdeten Arten. Die Schilfbestände wirken landschaftsgliedernd und erhöhen den Reiz der letzten Wiesen. Schilf-Röhricht vermag an Uferdämmen, die gewöhnlich vom biegsamen Rohr-Glanzgras (Phalaris arundinacea) gebildet werden, das Ufer zu festigen und vor übermäßiger Erosion zu schützen. Pionier-Weidengebüsche, wie sie für Mittel- und Unterläufe sonst typisch sind, fehlen im Gebiet fast völlig. Sie wären der Weichholzau i. e. Sinn als Ufer-Mantel" vorgelagert, können sich jedoch an der Lafnitz nicht oder kaum ausbilden, da die unterspülten Ufer bzw. Innenufer sehr steil abbrechen und keine typische Verlandungsgesellschaft aufkommen lassen. Heckensäume und Waldränder treten im Lafnitztal überall dort auf, wo Gehölzbestände und gehölzfreie Gesellschaften aneinandergrenzen. Sie können von hoher Feuchtigkeit geprägt sein (Ufergehölzsäume) oder eine Folge der Bewirtschaftung (Ackerraingesellschaften) darstellen.
Vom ornithologischen Standpunkt betrachtet ist das Lafnitztal eines der schutzwürdigsten Flusstäler der Steiermark. Die Artenvielfalt des Abschnittes zwischen Königsdorf und Lafnitz erklärt sich dadurch, dass der Flusslauf über einen Großteil seiner Laufstrecke im Urzustand erhalten geblieben ist. Weiters wird der feuchte Talboden nicht so intensiv bewirtschaftet wie in angrenzenden Flusstälern (Feistritz, Raab), weshalb größere Feuchtwiesenkomplexe vorhanden sind. Die Feuchtwiesen sind sehr wertvolle Nahrungsgebiete für Weiß- und Schwarzstorch (Ciconia ciconia, Ciconia nigra). Für die Kornweihe (Circus cyaneus) stellt das Lafnitztal ein wichtiges Überwinterungsgebiet dar.